Bis tief ins Mittelalter hinein existierte das Konstrukt „Schweiz“ nicht. Denn sie wurde nie von einer einheitlichen Tradition, Kultur oder Sprache zusammengehalten.
Aufgrund der geografischen Lage erwacht bei den mitteleuropäischen Großreichen das Verlangen, ein Stück Boden in der Eidgenossenschaft mit den Handelsstraßen über die Alpenpässe zu ergattern. Genau deshalb, nimmt das Heer des Ottonenreichs im 11.Jahrhundert Gebiete der Schweiz ein, da die Romzüge stets über Schweizer Gebiet führen. Im 13. Jahrhundert stirbt das Adelsgeschlecht der Zähringer, das für den Alpenraum von grosser Wichtigkeit ist, aus. Es entstehen viele politisch selbständige Kleingebilde, wie Schwyz und Uri so wie die Städte Bern und Zürich. 1291 schließen Unterwalden, Uri und Schwyz eine Allianz und schwören Zusammenhalt gegenüber Feinden im inneren und gegen Widersachern von außerhalb. Der dafür verfasste Bundesbrief zählt heute als Geburtsurkunde der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
„Wir wollen sein ein Volk von einzig Brüdern“ Ein weiterer berühmter Gründungsmythos liegt über der Schweiz, der Rütlischwur. In dieser Entstehungsgeschichte besiegeln die drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden auf der Rütli-Wiese mit dem Schwur eine Schutzgemeinschaft gegen die Landesobrigkeiten. Für viele Schweizer ist der Rütlischwur eine historische Tatsache. Er ist jedoch nur eine Legende. Der Bundesbrief zeigt, dass die Gesandten aus den drei Urkantonen beim Zusammenschluss keine demokratischen Absichten hegen. Vielmehr bezwecken die Spitzen alteingesessener Geschlechter damit, ihre Macht gegenüber den Habsburgern zu sichern. Die Schweiz, in der nie ein Monarch geherrscht hat, gehört zu den ältesten Demokratien der Welt.
Die Schweiz in ihrer größten Zerreißprobe Ab 1519 versucht der Zürcher Reformator Ulrich Zwingli seinen protestantischen Glauben als Staatsreligion zu reformieren. Doch die katholisch geprägten Kantone in der Zentralschweiz protestieren. Der Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Protestanten hat die Schweiz über Jahrhunderte geschwächt. Diese innenpolitische Schwäche ist der Grund, weshalb sich die Schweizer in den Dreißigjährigen Krieg nicht einmischen. Zeitgleich ist dieses Verhalten die Geburtsstunde der berühmten Schweizer Neutralität.
Die Schweiz wird gestärkt 1798 besetzt Napoleon die Schweiz. Er macht sie zu einem organisierten Satellitenstaat Frankreichs. Erst im Jahr 1815, nachdem sich Napoleon nach seinen Niederlagen in den Befreiungskriegen zurückzieht, formiert sich die Schweiz neu. Dabei bilden sich im ganzen Land politische Spannungen zwischen Unitariern und Föderalisten. Der Konflikt verschärft sich in den kommenden Jahrzehnten, ebenso die Gegensätze der städtischen und ländlichen Kantone. Als sich einige konservativ-katholische Kantone von der Eidgenossenschaft abspalten, führt es zu einem bewaffneten Kampf. Der damalige Sonderbundskrieg von 1847, ist der Spatenstich für die Bundesverfassung von 1848, aus der die Schweiz als parlamentarischer Bundesstaat hervorgeht. Während der beiden Weltkriege verhält sich die Schweiz neutral. Obwohl einige Volksvertreter mit dem Nationalsozialismus sympathisieren, bleibt sie demokratisch und nimmt zahlreiche Flüchtlinge aus dem Nazi-Deutschland auf.
Heute regelt der Bundesrat, zusammengesetzt aus sieben Mitgliedern, die politischen Geschäfte. Jährlich wird ein Mitglied zum Bundespräsidenten gewählt. Trotz der Bundesregierung haben die Kantone großen Einfluss auf das politische Wirken und damit die Eidgenossen mit ihren 26 Kantonsfahnen mehr demokratische Freiheiten als die meisten Staatsvölker weltweit. |